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Hofgeschichte

Ende der 1930er Jahre startete das frisch vermählte Ehepaar Jakob & Berta Fressemann ihre Landwirtschaft auf der, in den frühen 1920er Jahre errichteten, landwirtschaftlichen Siedlung am Leege Weg.

Nur ein Jahr später, grade zu Beginn des 2. Weltkrieges, erblickte die gemeinsame Tochter Hilkea die Welt.

1940 mitten in der Hochphase des Krieges, wurde auch Jakob zum Wehrdienst eingezogen.

Plötzlich stand Berta ganz alleine vor der Herausforderung den Hof zu führen. Ganz alleine mit einem Kleinkind, einem Hof voller harter, körperlicher Arbeit, ohne Strom und ohne fließend Wasser, geschweigenden befestigten Straßen.

Sie arbeitete Tag für Tag mit einer schier endlosen Kraft, um ihre kleine Tochter zu ernähren und den Traum von einem eigenen Hof aufrecht halten zu können. Im Hinterkopf immer die Angst ihren Mann nie wieder zu sehen.

Selbst als die Nachbarn nicht mehr an die Rückkehr von Jakob glaubten und sich schon dessen Flächen untereinander aufteilten, scheute Berta keine Mühe, setzte sich auch ihr Fahrrad und mühte sich 30 km über schlammige, teils zerbombte Feldwege zur Kreisbauernschaft, um für den Erhalt ihres Hofes zu kämpfen. Sie brachte den unerschütterlichen Kampfgeist in unsere Familie.

Mit Ende das Krieges 1945 kam auch Jakob körperlich unversehrt wieder auf den Hof zurück.

1963 heiratete die erwachsengewordene Hilkea den Nachbarssohn Julius Tuitjer. Da der kleine Hof für 2 Familien zu wenig erwirtschaftete, arbeitete Julius anfänglich als Lohnunternehmer und sammelte zusätzlich als Milchfahrer die vollen Milchkannen für die regionale Molkerei. Hilkea unterstützte ihre Eltern tatkräftig bei der täglichen Hofarbeit.

1969 kam mit der Übernahme des Hofes für Julius & Hilkea der Neustart. Ein Neustart von 0, denn Hilkeas Eltern brauchten ihr weniges Hab und Gut für die Rente.

Mittlerweile lebten auf dem Hof 3 Generationen unter einem Dach. Alle arbeiteten gemeinsam Hand in Hand um die ganze Familie zu ernähren. Auch die 6 Söhne von Julius und Hilkea lernten schon früh, durch ihre festen Aufgaben, dass Zusammenhalt & Pflichtbewusstsein ein wesentlicher Bestandteil für den Erfolg aller ist.

Julius und Hilkea strebten stets nach Wachstum und erweiterten ihren Hof stetig. Um sich diese Investitionen leisten zu können, riss Julius mit einem Freund, unter schwersten Bedingungen, alte baufällige Höfe ab und verbauten diese in ihren neuen Stallungen. Zudem sammelte Julius noch bis 1975, als Milchfahrer, die Milchkannen der Region ein.

Die Milchviehherde erweiterte sich im Laufe der Zeit von anfänglich weniger als 10 Kühen auf mehr als 35 Kühe an. Um auch das Jungvieh unterbringen zu können, bauten Julius & Hilkea 1987 einen der ersten Boxenlaufställe der Region. Damit legten sie den Grundstein für die nächste Generation und einem verbessertem Tierwohl.

Mit der nächsten Generation begann für den Hof eine neue Ära. 1992 übernahm Julius Tuitjer jun. mit nur 21 Jahren den Hof seiner Eltern. Er dachte größer, weiter und innovativer. Somit erweiterte er noch im selben Jahr den Boxenlaufstall um ein Melkgebäude und In den darauffolgenden Jahren baute er, mit Hilfe der seiner Familie, die gesamten Stallungen von einer Anbindehaltung, in moderne Boxenlaufställe um.

1994 nahm Julius jun. seine Jugendliebe Elfriede Müller zur Frau. Gemeinsam gründeten sie im selben Jahr eine Familie und bauten sich ihr Eigenheim.

Auch Julius jun. nutzte die Chance, für seine großen Pläne, außerhalb des Hofes Geld zu zuverdienen. So arbeitete er bei verschiedenen Firmen und Lohnunternehmen als LKW- & Treckerfahrer, woraus sich mit der Zeit ein Hobby entwickelte.

Elfriede stiegt mit in den waschenden Hof ein und übernahm zusammen mit dem rüstigen Rentner Julius Senior, die Kälber- und Jungviehaufzucht.  Geprägt durch viele Höhen & Tiefen schulte sie ihr Gespür für die Kälbergesundheit, in einer Perfektion, dass nahezu alle Kälber die schwierige Milchaufzuchtsphase meisterten.

1999 nutzte Julius jun. die Chance und pachtete den nahegelegenen Gulfhof „Campener Buschhaus“ mit 55 ha Fläche. Mit viel Herzblut brachte er die jahrzehntelang zugewachsenen, stillgelegten Flächen wieder in einen bewirtschaftungsfähigen Zustand.

Doch trotz all der Mühe eigneten sich die Flächen nicht als Ackerland. Staunässe vom Herbst bis in das späte Frühjahr vernichteten Jahr für Jahr nahezu die gesamte Ernte.

So drohte 2003 eine Pleite- es musste umgedacht werden. Durch ein Gedankenhieb eines Freundes, gründeten Julius & Elfriede den Pferdepensionsstall „Campener Buschhaus Tuitjer“. Durch Werbeanzeigen & viel Mundpropaganda wuchs der neue Betriebszweig schnell heran und so wurden die unrentablen Ackerflächen zu profitable Pferdeweiden.

Aber auch die Milchvieherde erweiterte sich in den folgenden Jahren auf ca. 80 Kühe. Doch trotz vieler kleiner Baumaßnahmen platzten die Stallungen aus allen Nähten. Mit dem Stallneubau 2013 verdoppelte sich das Platzangebot für weitere 84 Kühe bzw. Jungrinder – endlich, es gab wieder Platz für Wachstum und eine gute Perspektive für die nächste Generation.

Mit Abschuss der Berufsausbildung & Fachweiterbildung stieg 2016 Julius & Elfriedes Sohn Aiko mit in das Unternehmen ein.  Gemeinsame Ziele und neue Impulse sorgten dafür, dass 2018 ein Teil der Nachzucht an einen Aufzuchtsbetrieb abgegeben wurde und die Milchviehherde auf 160 Kühe heranwachsen konnte.

Im Rahmen seiner Meisterarbeit plante Aiko mit dem Bau einer 75 KW Kleinbiogasanlage einen weiteren Betriebszweig. Als auch Julius und Elfriede das Konzept schlüssig fanden, begann 2019 der Bau der Biogasanlage.

2020 ereilte dem Hof eine weitere harte Belastungsprobe. Im beidseitigen Einvernehmen entschied man sich das Pachtverhältnis „Campener Buschhaus“ nicht zu verlängern. Der Hof verlor damit über die Hälfte seiner Fläche und den gesamten Betriebszweig Pferdepension.  Es musste wieder einmal umgedacht werden-  so entstand das Konzept, die Milchvieherde auf 200 Kühe heranwachsen zu lassen, die Jungrinderaufzucht auf ein Minimum zu reduzieren und fehlendes Grundfutter, bzw. fehlender Güllenachweis durch Zukäufe zu kompensieren.

Mitte 2022 legte Julius Tuitjer jun., aus gesundheitlichen Gründen die aktive Landwirtschaft nieder und übergab den Hof seinem Sohn Aiko.

Mit neuen Visionen & voller Tatendrang, die Welt ein kleines Stück besser zu machen, blicken wir positiv in die Zukunft.